Ich bin eben schon ein bisschen erschrocken, als ich das Datum des letzten Blogeintrags gesehen habe - meine Güte, was bin ich faul...! Aber nein, das stimmt so nicht ganz. Ich saß nämlich in letzter Zeit wegen Korrespondenz und vieler anderer Dinge, die erledigt werden mussten, ziemlich oft und lange am PC. Da fehlte mir dann einfach die Lust und Energie, abends noch mal anzufangen - ganz abgesehen davon, dass meine Augen das lange Arbeiten am Bildschirm nicht besonders gut vertragen.
Aber jetzt will ich doch endlich meine Island-Fotos vollends "loswerden", damit hier auch mal wieder andere Dinge zur Sprache kommen können. Deshalb folgt jetzt die nächste Etappe, erst weiter ostwärts und dann Richtung Norden, bis zur "Walbucht" von Húsavík, wo wir mehrere Tage bleiben wollten.
Im Reiseführer hatte ich von einem "Viking Café" am Ende der Halbinsel Stokksnes gelesen, das vom dort ansässigen Landwirt bewirtschaftet wird. Nach der eisigen Schönheit der Gletscherlagune schien uns der Abstecher dorthin verlockend. Und die Fahrt über ein paar Kilometer Schotterstraße hat sich wirklich gelohnt - für uns wegen des urigen Cafés (mit der schokoladigsten Schokotorte meines Lebens) - und für den Bauern wegen der gesalzenen Preise, die er dafür verlangen kann, denn der rustikale Charme dieses Ortes ist einfach unwiderstehlich.
Frisch gestärkt wieder zurück zur Ringstraße und weiter nach Osten. Immer wieder faszinierten mich die fein abgestuften Farbtöne der Berghänge, die durch unterschiedliche Mineralien hervorgerufen werden.
Solche in den Berg hineingebauten und mit Grassoden gedeckten Schafställe sieht man oft.
Und, nach vielen Schafen überall, auch endlich ein paar hübsche Islandpferde!
Auf den Abend hin hatte es sich wieder eingetrübt, und bei Regenwetter kamen wir an unserer dritten Unterkunft an, in einem Ort namens Berunes. Und die war so schnuckelig und gemütlich, dass man glatt einige Regentage dort hätte verbringen können:
(Von außen vielleicht noch nicht so sehr, aber von innen...)
Der Wirt, Olafur, hat das ganze Haus aufs liebevollste in diesem skandinavisch-nostalgischen Stil eingerichtet.
Jeden Morgen backt er Pfannkuchen für seine Gäste, und dazu gibt es außer der obligatorischen Orangen- und Beerenmarmelade auch eingelegten Hering! (Ääähmm - für mich aber eher nicht zum Frühstück...) :-)
Bei Nässe und Nebel brachen wir zur dritten Tagesetappe auf, umfuhren einige Fjorde auf einer (laut Reiseführer) Panoramastraße, und auch wenn man vom Panorama nicht so richtig viel sehen konnte, fand ich die Aussicht doch sehr stimmungsvoll (und hey, das ist eben auch Island - vielleicht authentischer als wenn der Himmel immer blau gewesen wäre).
Dann bog die Straße ab nach Norden, weg von der Küste und hinein ins Hügelland, der Himmel riss auf -
- die Straße führte in sanften Schwüngen bergauf, und dann war da plötzlich fast kein Grün mehr, sondern nur noch braun und schwarz und Lava-Stein-Geröll, eine völlig andere und sehr fremdartige Welt tat sich auf:
Wie gerne wäre ich ausgestiegen und durch diese eigenartige Landschaft gewandert, mit der Vorstellung, auf einem fremden Planeten gelandet zu sein... Leider war die Zeit zu knapp, denn am Abend wollten wir ja im Norden, am Meer sein. Und vorher warteten noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf uns, die wir auf keinen Fall versäumen wollten und für die wir den Nachmittag reserviert hatten. Sie liegen alle um den Myvatn-See herum, und sie haben alle ihren Ursprung in der dort sehr dünnen Erdkruste, was die Gegend zu einem sogenannten Hochtemperaturgebiet macht, mit vulkanischer Aktivität und allem, was dazugehört.
Schon von weitem sah man rechts von der Straße, im Gebiet um den Vulkan Krafla, hier und da aus dem Boden Dampf aufsteigen:
Auf der linken Seite liegt dann Hverir, ein atemberaubender "hotspot", an dem alles ganz nah beieinander zu bestaunen ist, was da so am Dampfen, Brodeln und Zischen ist (atemberaubend übrigens nicht nur optisch, sondern auch olfaktorisch - man wird hier ordentlich eingeschwefelt).
Ich bekam den Finger fast nicht mehr vom Auslöser, so sehr faszinierte mich das mineralische Farbenspiel. Besonders die vielfältigen Braun-Blau-Grau-Töne hatten es mir angetan, ich habe sie auch an anderen Stellen in Island immer wieder entdeckt.
Dann lag der Myvatn-See in seiner ganzen Lieblichkeit vor uns - ein starker Kontrast zu der eben durchquerten Wüstengegend.
Wir ließen aus Zeitgründen einen verlockenden erloschenen Vulkan links liegen und wanderten ein Stück durch das bizarre Lavafeld von Dimmuborgir.
Und dann musste Frau Amselgesang doch noch unbedingt auf den Vulkan klettern, denn was ist schon zwei Stunden später ankommen gegen diese einmalige Chance, einmal einen Vulkan von innen zu sehen? Wer weiß, ob ich irgendwann nochmal hierher komme (und ob ich dann noch in der Lage bin, da hochzukraxeln - wo mir doch jetzt schon immer das linke Knie...)?
Herr A. blieb im Auto, da es anfing zu regnen. A. junior lässt sich zum Glück von solchen Kleinigkeiten nicht abhalten, seine Mama auf Abenteuer zu begleiten. Er war allerdings um einiges schneller oben...
...die Mutter kam schließlich auch oben an und war beim Blick über den Kraterrand einfach nur glücklich, diesen Abstecher noch gemacht zu haben. Der Hverfjall ist einer von ganz wenigen Tephra-Kratern, die es auf der Erde gibt, d.h. er besteht aus lockerem Tuffgestein, das bei einer gewaltigen Wasserdampfexplosion vor zweieinhalbtausend Jahren rings um die Dampfsäule herabrieselte und so diesen Krater formte.
Der Blick auf den See und die Umgebung war ebenfalls den Aufstieg wert...
...der Regen war längst in ein kaum merkliches Nieseln übergegangen, und als ich mich umdrehte, um voller Bedauern auf den Parkplatz mit dem zurückgebliebenen Reise- und Lebensgefährten zu schauen, bekam ich eine Gänsehaut:
Was für ein Geschenk des Himmels - zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und gerade das richtige Wetter zu erwischen, um diesen unvergesslichen Anblick mitnehmen zu können!
Beim Abstieg hatten wir den allmählich verblassenden Regenbogen noch eine Weile vor uns.
Ein letzter Blick zurück auf den Vulkan, und dann wurde es höchste Zeit weiterzufahren bis Húsavík und noch ein Stückchen weiter, um noch bei Tageslicht diesen steilen Weg erstmals hinunterzufahren (wenn Frau A. nicht ein so unbegrenztes Vertrauen in die Fahrkünste von Herrn A. hätte, sie wäre womöglich oben ausgestiegen...) und an diesem einzigartig gelegenen Guesthouse, in Tungulending, anzukommen.
Davon, und von weiteren schönen Orten, später mehr.