Donnerstag, 22. Juni 2017

Sommerzeit, daheim und anderswo



Sommerzeit ist Draußenzeit, Freibadzeit, Radfahrzeit, Ausflugszeit, Drinnenzeit (wenn es draußen zu heiß wird), Eis-Schleck-Zeit, Helle-Abende-Zeit, GARTENZEIT... sie ist alles mögliche, aber eines ist sie nicht (jedenfalls nicht bei mir): Bloggerzeit.
Der Garten braucht gerade viel von meiner Zeit, auch weil neben dem üblichen Gießen, Jäten und Ernten so vieles danach schreit, in Ordnung gebracht zu werden: Efeuranken kriechen überall an Mauern und Sträuchern hoch und bilden an manchen Stellen dichte Teppiche, so manches Gebüsch, das mein Vater in großer Zahl gepflanzt hat, artet schon seit längerem - im Verbund mit Unkraut und wilden Schößlingen aller Art - in Gestrüpp aus und müsste eigentlich fachmännisch gerodet werden, anstatt es nur immer wieder zurückzuschneiden, worauf es nur umso wilder wuchert (Kirschlorbeer, Mahonie, und am schlimmsten ist etwas Niedriges, Kratziges, das sich unaufhaltsam über Ausläufer ausbreitet und dessen Namen ich nicht kenne)...
Aber die Bloggerei liegt nicht bloß aus Zeitmangel brach, sondern auch weil ich einfach keine Lust auf lange Computersitzungen habe. An einigen meiner Lieblingsblogs sehe ich, dass es vielen von euch ähnlich geht - lange Pausen zwischen den Posts, die mit Garten, Kindern, Ausflügen oder Hundewelpen (;-)) sicher gut gefüllt sind.
Eine willkommene Unterbrechung der heimatlichen Sommerarbeiten war für uns hier ein Dreitage-Ausflug nach Jena. Der große Sohn studiert dort schon im zweiten Master-Semester, und es wurde höchste Zeit, ihn einmal zu besuchen, zumal ich diese Stadt bis vor kurzem noch nicht gesehen hatte.
Wir hatten zwei gut gefüllte, interessante, wunderschöne Tage zusammen! Der Filius hatte sich die Zeit freigehalten und zeigte uns am ersten Tag Weimar und am zweiten Jena. Er machte seine Sache als Stadtführer richtig gut, und das Bummeln und Schauen und Pausemachen und Zusammensein war einfach herrlich!

Weimar - das heißt auch Goethe. Und sein Haus am Frauenplan mit den vielen antiken Kunstschätzen zu durchwandern ist interessant und ein bisschen labyrinthisch.
 


 Und wo Goethe ist, da ist natürlich auch mein Landsmann Friedrich Schiller nicht weit.


 Mitten in der Stadt liegt der weitläufige Park an der Ilm...
 ...und mitten im Park Goethes Gartenhaus mit einer Fülle der verschiedensten Pflanzen drumherum.

Im Reformationsjahr 2017 darf natürlich auch dieser streitbare Herr nicht fehlen.

 Diese Kirche gefiel mir ausnehmend gut: Stadtkirche St. Peter und Paul.

 Und nochmal Goethe...

In der Kirche sind viele Grabmäler, auch das von Joh. Gottfried Herder mit seinem Siegel drauf. Nicht der schlechteste Wahlspruch, finde ich.

Die vielen Mansardendächer überall wirken stimmungsvoll und freundlich, ebenso die Pferdedroschken, mit der man die Stadtbesichtigung fortsetzen kann, wenn einem die Füße zu müde werden (haben wir aber nicht gemacht).


Sehr genossen habe ich diese beiden hübschen, fein hergerichteten, aber nicht optisch "zu Tode sanierten" Städte: Jena hat viel Studenten-Flair, und Weimar macht trotz aller historischen Bedeutsamkeit und der vielen Denkmäler nicht den Eindruck, dass die Touristen hier das Wichtigste wären. In beiden Städten könnte ich mir gut vorstellen, auch im Stadtzentrum zu wohnen: es gibt viele verkehrsfreie Zonen und weiträumige Plätze, man kann stundenlang herumlaufen in den belebten Straßen und Gassen und kommt immer wieder an netten  Ecken und Winkeln vorbei. Und bei der unglaublichen Fülle an Straßencafés und gemütlichen kleinen Restaurants fällt die Auswahl echt schwer (gut, wenn der Sohn sich auskennt!).

 Während wir gemütlich bummeln, verschönert diese fleißige Dame das Weimarer Stadtbild

Und jetzt noch ein bisschen Jena: 
Mitten in der Altstadt steht wie ein Objekt von einem anderen Stern der Jentower. Eigentlich müsste man so was ja schrecklich finden und "Bausünde" schreien, aber ich fand ihn auf den ersten Blick toll und war je länger, je mehr überzeugt, dass genau dieser gigantische Fremdkörper im historischen Stadtbild einen genialen Kontrapunkt zu all dem sorgfältig Restaurierten bildet. Haltet mich für verrückt, aber ich finde das geringelte Ding schön!





 Mittagspause im Innenhof der Universität, mit Blick auf diesen u(h)rigen Turm.

Und gleich um die Ecke: der Botanische Garten. Ein Paradies... in das Studenten übrigens freien Eintritt haben.



So sieht ein Ginkgo-Baum aus, wenn er alt genug und von Dichterhand gepflanzt wird (ich habe natürlich ein Blatt mitgehen lassen):



Blick aus einem kleinen Studentencafé in den Hinterhof, durch bunte Blumen am Gitter entlang ebenfalls ziemlich paradiesisch.

Hier komme ich auf jeden Fall bald wieder her! Es gibt noch viel zu entdecken, und die Umgebung ist herrlich zum Wandern, was wegen der Hitze jetzt nur eingeschränkt möglich war.